Selbstfürsorge - lernen, auf sich selbst zu achten!
Lernen, auf sich selbst zu achten! Was ist Selbstfürsorge & wann ist Zeit für Selbstfürsorge?
von Fenja Zingsheim
Die Begriffe „Quality time“ oder „Me Time“ werden in dieser rasant wandelnden Zeit auch immer häufiger von jüngeren Menschen benutzt. Es scheint sich ein Trend zu entwickeln, der endlich fokussiert, dass das Achten auf und das Sorgen um die eigene Person für ein gelungenes und glückliches Leben nötig ist. Zusammengefasst ummantelt der Trend also die Selbstfürsorge. Doch was ist Selbstfürsorge? Und wie kann einem diese gelingen?
Was wird unter Selbstfürsorge verstanden?
Unsere Gesellschaft ist schnelllebig, wir sind überall und mit jedem vernetzt, bekommen jegliches Elend auf der Welt mit und sollen in unserem eigenen Leben und im Job bestmöglich tausende Entscheidungen auf einmal treffen und umsetzen.
Ein Glück, dass es auch anders geht!
„Sich um sich selbst kümmern“ oder sich "Selbstwertschätzung geben" sind bestimmt häufig genannte Synonyme, wenn das Thema der Selbstfürsorge gemeint ist.
Wie so oft scheint es nicht die eine Definition, für diesen in letzter Zeit immer relevanteren Bereich der Lebensgestaltung, zu geben. Doch wir beobachten "Selbstfürsorge" in immer mehr Situationen innerhalb unserer Gesellschaft: neue Arbeitsmodelle, die Hervorhebung ganzheitlicher Lebensstile mit Achtsamkeit und Resilienz und der Widmung zur generellen psychischen Gesundheit. Selbstfürsorge und die damit verbundene Auseinandersetzung "was möchte ich für mich?" hat bei den Menschen mehr Bedeutung denn je eingenommen. So modern die Thematik klingt – das Konzept der Selbstsorge gibt es bereits etwas länger.
Selbstfürsorge in der Antike
Dr. med. Reichhart nähert sich in ihrem Buch „Das Prinzip der Selbstfürsorge“ dem Konzept der Selbstfürsorge an und betont, dass bereits in der griechischen Antike und der römischen Spätantike Selbstsorge thematisiert wird. Bereits Sokrates hat Selbstsorge mit der Sorge um die eigene Seele und dem Sinn dahinter verbunden.
„Vielmehr ist die Sorge um sich selbst als Basis für die Sorge um andere und für ein aktives Einbringen in der Gesellschaft zu verstehen.“ (Reichhart 2001: 15)
Das Konzept der Selbstfürsorge bekam in den letzten Jahrzehnten vermehrte Aufmerksamkeit in der Psychologie und in der Medizin. Mann hat erkannt, dass Selbstfürsorge auch langfristig sowohl psychischen als auch körperlichen Krankheiten vorbeugt. Was Selbstfürsorge für jeden einzelnen bedeutet und wie es in der Praxis aussieht, hängt von den individuellen Gegebenheiten und Umständen ab. Da das Suchen nach der Definition und dem Geheimrezept in eine Sackgasse führen kann, habe ich meine direkten Tutor-KollegInnen interviewt.
Was bedeutet Selbstfürsorge für Dich?
„Nein sagen können“
Unsere Tutorin Theresa definiert ihre Selbstfürsorge mit dem Wahren der eigenen Grenzen, besonders im Alltag. Alles kann, nichts muss. Um auch in turbulenten Zeiten genug für sich selbst zu tun, treibt sie Sport und räumt sich bewusst Zeit für diese Aktivitäten und Freizeit ein. Ganz persönlich übt sie Nein zu sagen. Nein Sagen fällt nicht immer leicht, aber gerade in Situationen, die uns eine Überforderung oder Ungerechtigkeit spüren lassen, kann die Antwort Nein für die Selbstfürsorge sehr viel bringen!
„Familie“
Ümit benennt Selbstfürsorge als das Abschalten – besonders vom beruflichen Alltag. Dies gelingt ihm durch die Familie, durch das Einbezogen werden in die unterschiedlichsten Themen jedes Einzelnen und die gemeinsame Gestaltung der Freizeit. Der „Switch“ im Kopf ist wichtig! Mann muss sich auf den Ausgleich einlassen können. Ein Spaziergang im Grünen hilft notfalls immer, sich im Hier und Jetzt wiederzufinden und durchzuatmen.
„Innehalten“
Oftmals ist es das Innehalten, welches zeigt, dass viele Dinge zu banal sind, um das eigene Selbst damit dauerhaft zu belasten. Das betont Studientutorin Katja, für die Selbstfürsorge das bewusste Wahrnehmen von Körper und der eigenen Bedürfnisse ist. Auch während der Arbeit und wenn ein To Do nach dem anderen anklopft, kann durch tiefes Durchatmen und eine kurze Pause Achtsamkeit geschaffen werden. Man kann sich die Frage stellen: muss der Stress gerade so sein? Zudem isst Katja intuitiv und hört auf ihr Hungergefühl – gerade bewusste Mahlzeiten können das Selbst erden und Pausen schaffen. Auch ihr hilft zum Ausgleich Sport, der Umgang mit sozialen Kontakten und die Zeit mit ihrem Hund.
So sind es die verschiedenen Lebensumstände, die einem zeigen, was einem den Balsam für die Seele erbringen kann. Nichtdestotrotz ist es eine bewusste Entscheidung und auch Übung, mehr Selbstfürsorge im eigenen Leben zuzulassen.
Wann ist es Zeit für Selbstfürsorge?
Selbstfürsorge soll geübt sein und ist keineswegs selbstverständlich. Es braucht im ersten Schritt die nötige Selbstwertschätzung, das „Sehen“ von sich selbst, um sich etwas Gutes tun zu wollen. Oftmals kommt die Einsicht, für sich selbst zu sorgen und die eigenen Grenzen zu wahren erst, wenn dies einmal nicht so gut gelungen ist.
Ich empfehle, Selbstfürsorge präventiv und regelmäßig zu betreiben. Das fängt schon dabei an, beispielsweise im Job und bei anderen Aktivitäten die Pausen auch wirklich wahrzunehmen, für die eigenen Rechte einzustehen, Zeit im Grünen zu verbringen und sich mindestens einmal am Tag zu fragen: was brauche und möchte ich jetzt?
Tipps zur Umsetzung von Selbstfürsorge sind zu Genüge zu finden. Es geht vor Allem darum, die eigenen Methoden und Routinen herzustellen. Auch wenn diese Zeilen Dir beim Lesen vielleicht bekannt vorgekommen sind, ist dies hoffentlich ein Reminder, dass Du mehr für Dich sorgst. Starte jetzt!
Gerne geben wir Dir weitere Impulse mit unserer kostenfreien Webinarreihe „Deine Auszeit – Selbstfürsorge in Zeiten des Umbruchs“!
Durch ihr Studium der Sozialwissenschaften und dem anschließenden Masterstudium in Soziologie wirft Fenja einen Blick auf die Relevanz der Ganzheitlichkeit in der heutigen Gesellschaft. Dabei freut sie sich, als Studienorganisatorin und Tutorin, Studenten der ALH-Lehrgänge zu begleiten und deren Wissensaustausch und positive Entwicklung zu fördern.