Umgang mit Demenz - Demenzstadien, Symptome und Formen

von Katja Witulla, 03/23, Lesezeit: 6 Minuten

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In Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. ca. 1,7 Millionen Menschen mit Demenz, ungefähr 300.000 Neuerkrankungen pro Jahr kommen hinzu. Die überwiegende Zahl der betroffenen Menschen mit Demenz sind 65 Jahre oder älter, allerdings sind aktuell mehr als 25.000 Menschen in Deutschland unter 65 Jahre, die von der Demenzerkrankung betroffen sind.

Berücksichtigt man den demografischen Wandel wird deutlich, dass dies zukünftige Herausforderungen mit sich bringt. Die Pflege und Betreuung von demenziell Erkrankten erfordert spezielle Kenntnisse und weitreichende Erfahrungen. Gut ausgebildetes Fachpersonal kann dafür sorgen, dass die Betroffenen bestmöglich versorgt sind und längst möglich ein selbstständiges Leben führen können. Dazu tragen professionelle Demenzbegleiter einen wertvollen Beitrag, sie unterstützen die Betroffenen und sorgen für eine gute Lebensqualität durch Beschäftigung und Zuwendung.

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Was heißt "Demenz"?

Unter Demenz versteht man allgemein die Minderung der kognitiven Fähigkeiten, vor allem des Gedächtnisses und der Denkfähigkeit, eines Menschen. Bei dem Begriff „Demenz“ handelt es sich um mehrere Krankheitsbilder mit unterschiedlich ausgeprägten Symptomen und Ursachen. Allen ist gemein, dass aufgrund von degenerativen Prozessen im Gehirn die geistigen Fähigkeiten fortschreitend eingeschränkt werden, sodass zu einem späteren Zeitpunkt die alleinige Alltagsbewältigung unmöglich wird. Auch kann die Persönlichkeit von diesem krankheitsbedingten Veränderungsprozess betroffen sein.

Was ist der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz?

Es gibt keinen Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz, denn es handelt sich nicht um zwei verschiedene Krankheitsbilder, vielmehr ist die Alzheimer-Erkrankung eine Form von Demenz, ebenso wie die vaskuläre Demenz. Die Alzheimer-Krankheit stellt die häufigste, die vaskuläre, die zweithäufigste, Form der Demenzen dar.

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Welche Symptome haben Demenz-Erkrankte?

Eine klare Diagnose wird meist im fortgeschrittenen Stadium gestellt. Zu Beginn kommt es zu unterschiedlichen Gedächtnisstörungen, die für das Umfeld auch lange unbemerkt bleiben können, da die kleinen Gedächtnislücken meist aus Scham von den Betroffenen überspielt werden. Zuerst ist das Kurzzeitgedächtnis betroffen und die Merkfähigkeit beeinträchtigt. Im fortschreitenden Verlauf sind auch die Inhalte des Langzeitgedächtnisses beeinträchtigt. Oft zeigen sich bei den Betroffenen unterschiedliche Tagesformen, Dinge werden mal besser und mal wieder schlechter erinnert, dies macht es für Angehörige emotional besonders schwer.

Auch finden sich Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, der Sprache, des Auffassungs- und Denkvermögens und der Orientierung. Im fortgeschrittenen Stadium wird eine selbstständige Lebensführung unmöglich.

Gedächtnislücken werden zu Beginn häufig überspielt oder mit einem aggressiven Auftreten abgewehrt. Auch zeigen sich sog. Konfabulationen, erfundene Geschichten, mit denen Gedächtnislücken überspielt werden. Viele Betroffene registrieren zu Beginn der Erkrankung ihre Situation und leiden unter depressiven Verstimmungen oder Verzweiflung. Die Suizidalität, also die Gefahr einer Selbsttötung, ist besonders in einem frühen Krankheitsstadium gegeben.

Im fortschreitenden Verlauf zeigen sich durch eine nachlassende Orientierungsfähigkeit, plötzlich auftretende Angst- oder Panikzustände.

Körperliche Symptome können u. a. ausgeprägte nächtliche Unruhe, Krampfneigung, Bewegungs- und Koordinationsstörungen oder der Verlust der Blasenkontrolle sein.

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Wie viele Stufen der Alzheimer Demenz gibt es?

Ein 7-Stufen-Modell zur Darstellung der Veränderungen im Verlauf der Erkrankung entwickelte Barry Reisberg, M.D., Klinik-Direktor der New York University School of Medicine‘s Silberstein Aging and Dementia Research Center.

Der zeitliche Ablauf und die Symptome können individuell variieren und werden hier zusammengefasst dargestellt, um einen groben Überblick zu geben:

Stufe 1: keine Beeinträchtigung und normale Funktionen

Stufe 2: sehr leicht gemindertes Wahrnehmungsvermögen

Stufe 3: leicht gemindertes Wahrnehmungsvermögen

Stufe 5: mittelschwer gemindertes Wahrnehmungsvermögen

Stufe 6: schwerwiegend gemindertes Wahrnehmungsvermögen

Stufe 7: sehr schwerwiegend gemindertes Wahrnehmungsvermögen

Es lassen sich noch andere Einteilungen der Symptome finden. Vorwiegend ist das die Einteilung in drei Stadien. Stadium 1 deckt inhaltlich die Symptome und Auffälligkeiten der Stufen 1-3 ab. Das Stadium 2 zeigt die fortgeschrittenen Aspekte von Stufe 4 und 5. Im dritten Stadium finden sich die fortgeschrittenen Störungen von Stufe 6 und 7.

Ein weiteres typisches Alzheimer-Symptom, das vielen Angehörigen bekannt sein dürfte, sind die kreisenden Gedanken zu einem bestimmten Thema. Die Erkrankten „verbeißen“ sich in eine Idee oder ein bestimmtes Thema und sind davon nicht mehr abzubringen. Um eine Entspannung in so eine herausfordernde Situation zu bringen, könnte ein einfaches Zustimmen gegeben werden oder eine weichere Formulierung wie „ich weiß es nicht so genau“ oder „das kann gut möglich sein“. Den Betroffenen von der Richtigkeit der eigenen Sichtweise zu überzeugen, könnte in fruchtlosen Diskussionen oder einem eskalierenden Streit enden, der den Betroffenen am Ende nur noch mehr stresst und verunsichert.

Vaskuläre Demenz

Es findet sich ebenfalls wie bei der Alzheimer-Demenz das Absterben von Nervenzellen, ursächlich sind hier allerdings Durchblutungsstörungen. Je nach Ort der Durchblutungsstörung im Gehirn, stellen sich andere Symptome dar.

Die Versorgung des Gehirns erfolgt durch kleinste Blutgefäße, deren Wände löchrig sind um Sauerstoff und Nährstoffe entsprechen abzugeben. Durch schädige Prozesse können sich diese feinsten Blutgefäße an einigen Stellen so verdicken, dass keine gute Versorgung mehr geleistet werden kann. Diese Verdickungen begünstigen kleinste Infarkte und schädigen die Nervenzellen, dadurch wird die Gehirnfunktion entsprechend fortschreitend eingeschränkt. Auch können andere Ursachen zu kleinsten Infarkten führen z. B. Thromben oder Entzündungen.

Risikofaktoren an dieser Form der Demenz zu erkranken sind unbehandelter Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Gefäßentzündungen und Gefäßverengungen, aber auch Rauchen, Bewegungsmangel, Adipositas und erhöhte Blutfettwerte.

Durch den schleichenden Beginn und das allmähliche Fortschreiten der Symptome, ähnelt die vaskuläre Demenz der Alzheimer-Demenz. Jedoch stehen bei der Alzheimer-Demenz die Gedächtnisstörungen im Vordergrund. Die vaskuläre Demenz zeigt sich symptomatisch mit allgemeiner Verlangsamung, Denkschwierigkeiten und Stimmungsschwankungen.

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Welche Ursachen gibt es für Demenz?

Die Ursachen für Demenz sind vielfältig, man spricht hier auch von multifaktoriell und dementsprechend gestaltet sich die anschließende Therapiemöglichkeit. Es können Ursachen außerhalb des Gehirns vorliegen, z. B. Alkohol- oder Medikamentenvergiftung, dies betrifft allerdings nur ca. 10% der Krankheitsfälle. Meist zeigt sich ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren wie die genetische Disposition, Vorliegen von körperlichen Erkrankungen und Risikofaktoren sowie die Art der Lebensführung.

Die Erkrankung ist nicht angeboren, sondern kann durch verschiedene Ursachen erworben werden, sie verläuft in der Regel fortschreitend mit Verschlechterung (abhängig von der Ursache).

Ist eine Demenz-Prävention möglich?

Einen generellen Schutz nicht an Demenz zu erkranken, gibt es leider nicht. Allerdings kann ein gesunder Lebensstil dazu beitragen, das Risiko an Demenz zu erkranken senken.

Möglichkeiten zur Vorbeugung von Demenz:

Der emotionale Aspekt der Demenz

Nicht nur für Betroffene, sondern auch für Angehörige birgt das Leben mit Demenz viele Herausforderungen. Angehörige leiden häufig mit, wenn engste Familienmitglieder von der Krankheit betroffen sind. Das Familienleben ändert sich grundlegend und es müssen Vorkehrungen für eine langfristig gute Versorgung getroffen werden. Das ist für alle Beteiligten ein emotional sehr aufreibender und anstrengender Prozess.

Das Thema Selbstfürsorge sollten Angehörige von Betroffenen besonders wichtig nehmen und auf ihre eigenen Grenzen und Ressourcen achten. Um sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren und möglicherweise aufkommende Kindheitserfahrungen, Traumata oder Familienkonflikte bearbeiten zu können, kann Unterstützung in dieser Zeit sehr hilfreich sein. Ansprechpartner können u. a. Psychologische Berater, Heilpraktiker (Psychotherapie), Ärzte oder weitere Therapeuten sein. Wichtig ist, dass dies als Unterstützung wahrgenommen wird und Kraft spendet.

Die Kranken- und Pflegekassen, aber auch unabhängige Vereine helfen die administrativen Aspekte der Betreuung und Versorgung zu regeln. Professionelle Fachkräfte wie Demenzbegleiter oder Pflegekräfte können in bestimmten Fragestellungen ebenfalls wertvolle Hilfestellungen leisten und praxisnahe Tipps zum Umgang geben.

Quellen:
Kuratorium Deutsche Altershilfe

Autorin Katja Witulla | ALH-Akademie

Über Katja Witulla:

Katja Witulla ist gelernte medizinisch-technische Assistentin. 2010 schloss sie ihre Ausbildung zur Heilpraktikerin erfolgreich ab. Durch ihre Vorbildung verfügt sie über fundierte medizinische Kenntnisse, die ihr für die Tätigkeit als Fachtutorin an der ALH zugutekommen. Ihre Aufgaben umfassen die Studiengangskonzeption und -betreuung sowie die Unterstützung angehender Heilpraktiker.

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