Interview mit Stella Falkenberg
Absolventin Traumafachberaterin & Traumapädagogik
Wie hat sich Deine Motivation, den Traumafachberater an der ALH zu machen, entwickelt und mit welchen Vorerfahrungen bist Du gekommen?
Nachdem ich im März 2021 mein Bachelorstudium der Psychologie an der Universität Trier abgeschlossen hatte, überlegte ich, ob es noch eine Alternative zum weiterführenden Masterstudium gab. Ich war bereits 50 Jahre alt und wollte gerne etwas machen, mit dem ich direkt Menschen bei der Bewältigung ihres Kindheitstraumas helfen konnte. Da ich selbst ein Kindheitstrauma erlebt, über 30 Jahre darunter gelitten hatte und ich wusste, welche Langzeitfolgen dies sowohl für die mentale als auch für die körperliche Gesundheit hat, war die Entscheidung zur Ausbildung zur Traumafachberaterin ein logischer Schluss, den ich nicht bereut habe.
Welche Inhalte haben Dir während der Lehrgangszeit besonders gut gefallen?
Besonders gut haben mir die zahlreichen, praxisorientierten Seminare gefallen, auch wenn sie wegen der Pandemie nur online möglich waren. Spannenderweise verminderte das Onlineformat die Intensität der praktischen Gruppenübungen nicht, auch wenn diese in den sogenannten „Breakoutrooms“ nur rein virtuell stattfinden konnten.
Gab es Momente, in denen Du während des Lehrgangs an die Grenzen Deiner Belastbarkeit gekommen bist? Wenn ja: Wie bist Du mit diesen Situationen umgegangen und vor allem, wie hast Du es dann geschafft, weiterzumachen?
Für mich gab es definitiv keinerlei Probleme oder Überlastungserscheinungen während der Ausbildung bei der ALH-Akademie, was der Tatsache geschuldet war, dass ich während des Bachelorstudiums ein wesentlich höheres Lern- und Prüfungspensum schaffen musste. Durch das Studium hatte ich bereits ein sehr großes Maß an Vorkenntnis in Bezug auf die psychologischen Aspekte der Ausbildung, was mir das Verständnis der einzelnen Module erheblich erleichterte. Ich denke, wenn jemand gar keine Ausbildung in diesem Bereich hat, ist das Erlernen der Inhalte um einiges schwieriger, vor allem wenn es um Fachterminologien geht.
Was machst Du heute mit dem Gelernten aus dem Lehrgang und wie hat es Deinen Arbeitsalltag verändert?
Da ich mich bereits während der Ausbildung zur Traumafachberaterin als psychologische Beraterin selbständig machte, konnte ich die erlernten Inhalte gleich bei meinen Klientinnen und Klienten und auch bei mir anwenden. Aber ich habe auch viel über mich selbst, meine eigene Trauma-Dynamik und den Umgang damit gelernt. Besonders wichtig zu erwähnen finde ich in diesem Zusammenhang, dass alle Menschen, die mit anderen Menschen arbeiten, immer einen Blick auf ihre eigene Biografie werfen sollten. Menschlich zu sein bedeutet nämlich, dass wir alle emotional reagieren, wenn wir mit Menschen zusammenarbeiten oder -leben. Das macht uns aus. Darum ist es ungemein wichtig, sich als allererstes mit sich selbst zu befassen, um empathisch sein zu können. Auf der Universität wird noch immer die professionelle Distanz gepredigt, die ich für nicht zielführend halte. Heutzutage ist meines Erachtens eher die professionelle Nähe der Schlüssel zum Erfolg bei der einfühlsamen Arbeit mit Menschen.
Welchen Tipp würdest Du Dir rückblickend an die Hand geben, wenn Du noch einmal mit Dir zu Deinen Anfangszeiten sprechen könntest?
Höre auf Dein Bauchgefühl, gib gut auf Dich acht. Respektiere und verteidige Deine eigenen Grenzen und versuche nicht, es anderen recht zu machen. Du selbst solltest Dir immer am wichtigsten sein. Darum achte frühzeitig auf Deine Bedürfnisse. Nimm sie wahr, respektiere und befriedige sie. Nur wenn Deine eigene Körperenergie ausreichend aufgefüllt ist, kannst Du auch anderen Menschen gut helfen.
Das Praktizieren von Selbstfürsorge, und damit meine ich nicht irgendwelche Wellnessprogramme, ist essenziell notwendig, um unsere eigene Gesundheit zu erhalten. Das beginnt schon mit dem regelmäßigen Stillen der Grundbedürfnisse wie gesundem, ausgewogenem Essen, ausreichendem Trinken und genügend Schlaf. Früher habe ich mich selbst vernachlässigt, weil ich es nicht besser wusste und ich tief in dysfunktionalen Verhaltensweisen feststeckte, die mir als Kind zum Überleben dienten. Heutzutage passiert mir das nicht mehr und ich gebe mein Wissen an alle diejenigen Menschen weiter, die sich weiterentwickeln wollen, um gesund und glücklich alt zu werden.
Auf meinem Instagram Account @stella.falkenberg habe ich eine 8-teilige Beitragsreihe zu genau diesem Thema verfasst. Sie basiert auf der erweiterten Bedürfnispyramide nach Maslow und beleuchtet jede Ebene dieser faszinierenden Pyramide.